Auf den Spuren des Dichters
"Joseph von Eichendorff"

Es war früher eine Tradition der Studenten in Halle/Saale, einmal während des Studiums auf den Brocken zu wandern. Also unternahm auch"Joseph von Eichendorff" mit seinem Bruder Wilhelm und anderen Studenten eine Wanderung in den Harz.
"Joseph von Eichendorff"

Schloss Ballenstedt
Am 11. September 1805 wandert die Gruppe von Ballenstedt nach Gernrode. Wir nehmen mal an, dass sie den "Fürstenweg" entlang des Waldrandes genommen haben. Heute sieht man zwischen Ballenstedt und Rieder die "Roseburg" stehen.
Die "Roseburg" auf einer alten Ansichtskarte
In Gernrode machten sie Rast auf dem "Stubenberg" und konnten die herrliche Aussicht geniessen. Die "Alte Elementarschule" im heutigen Sinn gab es zu Zeiten von "Joseph von Eichendorff" noch nicht - es war die Schule von Gernrode.
Hier trennten sich die Brüder Eichendorff von den anderen. Zum Tragen des Gepäcks und zur Orientierung durch die Wälder nahmen sie sich zwei Frauen als Führerinnen.

Das heutige Schul- u. Heimatmuseum
Die Wanderer wollten nun in das "Selketal". Sie gingen in Gernrode den "Frankenstieg" hinauf und kamen zunächst nach "Haferfeld", ein altes Vorwerk. Weiter ging es zum Forsthaus "Sternhaus". Die Herren mussten am jetzigen Parkplatz geradeaus gehen und kamen an der "Heinrichsburg" den Hohlweg herunter. Kurz darauf kamen sie nach "Mägdesprung", einem alten Hüttenstandort mit dazu gehörigen Verarbeitungsbetrieben.

Blick von der Klippe an der Mägdetrappe auf den "Stahlhammer"
Die Brüder Eichendorff erstiegen die Klippe oberhalb von Mägde-
sprung. Im Altweiber-
sommer kann man sich von hier an der Farben-
spracht der bunten Laubwälder erfreuen. Ihr Weg führte sie dann am "Stahlhammer" (Infotafel) vorüber um nach wenigen Schritten am "Draht-
zug" (Infotafel) das Tal hinauf Richtung "Viktors-
höhe" zu steigen.

Blick von der Klippe zur "Viktorshöhe"
Die "Viktorshöhe", der höchste Punkt des "Rambergmassivs". Das Massiv besteht aus Granit. Durch die Verwitterung liegen nicht nur riesige Granitblöcke in den Wäldern, sondern es haben sich auch großformatige Einzelgebilde erhalten. Die erhielten geheim-
nisvolle Namen. So auch die
"Teufelsmühle". Hier kamen "Joseph von Eichendorff" und sein Bruder vorüber.
Ihr Weg führte sie weiter in Richtung Suderode. Eigentlich wollten sie in der "Neuen Schenke" nächtigen, aber sie zogen weiter und verbrachten die Nacht unten in Sude-
rode. Den Zusatz "Bad" gibt es seit 1911! Und so annehmlich, wie Kurgäste hatten sie es auch nicht- ein Strohlager musste reichen.

Blick zur "Roßtrappe"
Am nächsten Tag war das Ziel der Brüder Eichendorff der Ort Elbinge-
rode. Von Sude-
rode aus gingen sie zunächst auf die Roßtrappe.

Kloster Michaelstein
Sie werden wohl unten am Waldrand entlang gegangen sein, denn der Serpentinenweg vom Hexentanzplatz in das Bodetal und die sogenannte Schurre hinauf zur Roßtrappe, haben bestimmt noch nicht existiert. Sicher aber die Verbindung vom Dorf Thale nach Treseburg, wo man oben dann zur Roßtrappe abbiegen kann.
Eine weitere Station auf dem Weg war Blankenburg. Hier können wir uns vorstellen, dass sie über Kloster Michaelstein - Eggeröder Brunnen nach Elbingerode gegangen sind. Der Weg ist schon alt und heute ist er als "Weg Deutscher Kaiser und Könige" (goldene Krone auf rotem Grund) gekennzeichnet.

Reste des Schlosses von Elbingerode, das 1753 abbrannte
Elbingerode ist auch ein sehr alter Ort. Im 12. Jahr-
hundert wird er schon urkundlich erwähnt. Ist auch kein Wunder, denn die Gegend war reich an Boden-
schätzen. Wie wir sehen werden, waren die Herren gut zu Fuß.

Der heutige Eingang zur Baumannshöhle
Die Nacht verbrachten sie also in Elbingerode. Am Morgen besuchten sie in Rübeland die Baumanns- und die heute nicht mehr zugängliche Bielshöhle. Nach dem Mittag machten sie sich auf den Weg in Richtung Brocken.

Der Trudenstein
Auf dem gräflich-stolbergischen Meierhof Hohne (beim heutigen Bahnhof) rasteten sie. Dann ging es weiter auf dem Glashüttenweg. Der Trudenstein (von Trute= Hexe, Zauberin)wurde 1894 vom Harzklub begehbar gemacht. Der Glashüttenweg ist ein Trans-
portweg für Grundstoffe und Fertigware von und zur Glashütte. Heizmaterial war in der Umgebung genug vorhanden. Da die Transportmenge an Heizmaterial zur Glasherstellung größer war als die Menge an Fertigprodukten, war es also günstiger das Rohma-
terial zum Brennstoff zu fahren- in den Wald.

Der Glashüttenweg
Der Jakobsbruch ist ein ehemaliger Torfstich - auch ein Heizmaterial aus früherer Zeit. Eigentlich steht an der Ruine der ehemaligen Glashütte eine Infotafel. Sicher sind wieder randalierende Zeitgenosse vorbei gekommen und haben sie zerstört.
Ruine der Glashütte am Jakobsbruch
Wir wissen, wie die imposanten Klippen und gewaltigen Geröllfelder im Oberharz ent-
standen sind. Früher umgab sie aber etwas geheimnisvolles, dass Sagen entstehen ließ und Künstler zu ihren Werken inspiriert hat.
"Joseph von Eichendorff" und sein Bruder kamen über den Glashüttenweg zum Brockenbett. Von hier aus geht es links nach Schierke, rechts hinunter nach Ilsenburg und gerade aus zum Brocken. Die heutige Straße gab es noch nicht. Es muss einen Weg über die Heinrichshöhe gegeben haben. Dieser ist, wie auch einige andere in der Zeit des Grenzgebiets zu gewachsen. Nach der Grenzöffnung wurde alles Nationalpark und es gibt nur noch wenig Zugänge zum Brocken.
Die Wanderer erreichten den Brocken, so wie es uns auch meistens geht - er ist in Wolken und Nebel gehüllt. Es gab auch schon eine Herberge dort oben. Das Wolkenhäuschen ist als einziges Zeugnis aus dieser Zeit erhalten geblieben.
An den Ilsefällen vorüber sind die Wanderer dann nach Ilsenburg abgestiegen. Sie werden wieder einen alten Weg durch den heutigen Nationalpark gewählt haben. Der führte vom Brocken direkt in das Ilsetal. Heute müssen wir den Hirtenstieg und dann die Herrmannstraße benutzen. Oder weiter bis zum Nationalparkhaus am Scharfenstein gehen, dann kommen wir aber nicht an den Ilsefälle vorbei.